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Eine Seebestattung – nur für Küstenbewohner?

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Eine Seebestattung für jedermann, das geht nicht! Oder doch? Gehen wir der Frage nach und beleuchten die Voraussetzungen, den Ablauf einer Seebestattung sowie deren Vor- und Nachteile.

In unserer Region gehört die Seebestattung eher zu den Ausnahmen als zur Regel der in Deutschland möglichen Formen der Beisetzung. Dennoch wird der Wunsch im Tod auf See beigesetzt zu werden ab und an geäußert. Es ist ein Irrglaube, dass eine Seebestattung nur für Küstenbewohner sei. Es spricht also nichts dagegen die Asche des Leichnams auf See beizusetzen.

Voraussetzung

Jeder Beisetzung auf See geht eine Einäscherung in einem Krematorium voraus. Nicht desto trotz können die Angehörigen eine Trauerfeier mit dem Sarg vor der Einäscherung oder nach der Kremierung mit der Urne auf dem regionalen Friedhof abhalten.

Es besteht aber auch die Möglichkeit die Trauerfeierlichkeiten in Verbindung mit der Übergabe der Urne an die See direkt auf dem Schiff zu begehen. Und es gibt die Alternative der Beisetzung ohne Angehörige.

Ablauf einer Seebestattung

Wenn die Angehörigen das Schiff betreten, ist die Urne im Salon des Schiffes mit eventuellen persönlichen Gegenständen des Verstorbenen aufgestellt. Neben der Trauergesellschaft und der Besatzung gibt es keine weitere Personen an Bord. Das Schiff steht den Hinterbliebenen alleine zur Verfügung.

Während der Fahrt an die Beisetzungsstelle ist die Flagge auf Halbmast gesetzt. Die Angehörigen können sich auf dem Schiff frei bewegen und gegebenenfalls eine Andachtsfeier abhalten.

Auszug aus dem Schiffstagebuch von einer Seebestattung.
Auszug aus dem Schiffstagebuch von einer Seebestattung.

Ist die Beisetzungsposition erreicht, stoppt das Schiff auf, die Angehörigen versammeln sich zur Beisetzung um die Urne. Nach einer Ansprache und 4 doppelten Glockenschlägen lässt der Kapitän mittels eines Tampen die Seeurne zu Wasser. Die Angehörigen können einen letzten Gruß in Form von bemalten Steinen oder Blumen mitgeben.

Das Schiff fährt, bevor es Kurs auf den Hafen nimmt, mehrere Runden um die Beisetzungsstelle. Die Flagge wird wieder auf Vollmast gesetzt. Während der Rückfahrt kann man Kaffee und Kuchen oder einen kleinen Imbiss reichen.

Wieder an Land lässt man die Trauerfeierlichkeit mit einem Spaziergang am Strand oder einem gemeinsamen Essen ausklingen.

Im Nachgang erhalten die Angehörigen einen Auszug aus dem Schiffstagebuch (siehe oben) sowie eine Seekarte mit den eingezeichneten Koordinaten der Beisetzungsstelle. Mit diesen Unterlagen ist es möglich sich bei einer Gedenkfahrt an den Beisetzungsort fahren zu lassen.

Seekarte "Kieler Bucht" einer Seebestattung.
Seekarte „Kieler Bucht“ einer Seebestattung.

Beisetzungsgebiete

Die Beisetzung der Seeurne erfolgt in Deutschland außerhalb der Drei-Meilen-Zone in ausgewiesenen Seegebieten:

  • deutsche Bucht, vor Helgoland
  • Seegebiet Süderpiep
  • Flensburger Förde
  • Kieler Bucht
  • Lübecker Bucht
  • etc.

Die Beisetzung in anderen Meeren, wie zum Beispiel dem Mittelmeer, ist ebenfalls möglich.

Vorbereitung der Angehörigen

Durch den eventuellen Seegang sollte man, um einen sicheren Tritt zu gewährleisten, flache und feste Schuhe tragen. Es ist ebenfalls empfehlenswert wärmere Kleidung als an Land anzuziehen. Wetterfeste Kleidung kann man ebenfalls in Betracht ziehen. Wenn bekannt ist, dass jemand der Angehörigen anfällig für Seekrankheit ist, lassen sie sich im Vorfeld beraten.

Der „Letzte Gruß“ darf nur aus organischen Materialien bestehen und keinen Kunststoff oder Metall beinhalten.

Kaffee und Kuchen oder einen kleinen Imbiss wie auch den Blumenschmuck stellt die Reederei gerne zur Verfügung.

Vor- und Nachteile der Seebestattung

Die Seebestattung ist, wie beispielsweise die Beisetzung am Baum eine Form der pflegeleichten Grabarten. Weiterhin ist kein Grabstein erforderlich. Ebenso entfällt die Grabpflege.

Andererseits ist eine zeitnahe Beisetzung in den seltensten Fällen möglich. Auch ist der organisatorische Aufwand größer, da sowohl eine längere Anreise als auch die Buchung einer Unterkunft, gegebenenfalls die Verköstigung auf dem Schiff notwendig wird.

Sollte Wetter bedingt, Sturm oder hoher Seegang, eine Beisetzung nicht möglich sein, informiert die Reederei hierüber. Insofern kann es sein, dass die komplette Planung noch einmal erfolgen muss.

Ein spontaner Besuch des Grabes, wie bei kirchlichen oder kommunalen Friedhöfen vor Ort, ist ebenfalls nicht möglich.

Es ist daher ratsam sich über die Vor- und Nachteile bewusst zu werden und sich gegebenenfalls über andere Grabarten beraten zu lassen. Nur so findet man das für die eigene Situation passende Grab.

1 Kommentare

  1. Meine Großeltern wünschen sich beide, wenn es einmal so weit sein sollte eine Seebestattung. Die Nachteile waren mir allerdings so nicht ganz bewusst. Darüber werde ich mit ihnen wohl einmal reden müssen.

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